LocalZero:Schluss mit langer Leitung - Wärmeversorgung lokal, transparent, erneuerbar
💛Dies ist ein Protokoll einer Session vom Bundestreffen 2025💛
Knapp die Hälfte der Haushalte in Deutschland heizen derzeit mit Erdgas. Für die Transformation zur klimaneutralen Wärmeversorgung bleiben je nach Zielvorgaben noch etwa 15 bis 20 Jahre, was bedeutet, dass die Gasnetze früher oder später stillgelegt werden. Nur ein geringer Teil der Verteilernetze wird für die Versorgung mit Wasserstoff und anderen grünen Gasen eine Rolle spielen.
Was planen Übertragungsnetzbetreiber und Versorger? Wie verändert sich der gesetzliche und ordnungspolitische Rahmen? Welche Rolle spielen Kommunen in der Transformation zur klimaneutralen Wärmeversorgung?
Wie können wir Bürger:innen den Gasausstieg in unserer Stadt oder Gemeinde voranbringen? Welche Aktionen und Kampagnen sind schon von anderen Lokalgruppen erprobt und was können wir davon lernen?
Sprecher:in:
Esther Fischer, Geschäftsführerin der Energieagentur Kreis Ludwigsburg LEA e.V.. Gemeinsam mit ihrem Team setzt sie sich seit über sechs Jahren für die Wärmewende im Landkreis ein. Anstelle von Gasnetzen sieht Esther Fischer Wärmepumpen und Wärmenetze als Schlüsseltechnologien, um einen klimaneutralen Gebäudebestand effizient mit Wärme aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Vor ihrem Einsatz für den regionalen Klimaschutz absolvierte sie ein Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete mehrere Jahre als Projektmanagerin im Verlagswesen.
Franziska Buch setzt sich seit elf Jahren beim Umweltinstitut München für Klimaschutz und Energiewende ein, erst als Referentin für Energie- und Klimapolitik, jetzt als Campaignerin. Im Rahmen des Projekts „Klimawende von unten“ hat sie ein Handbuch zu Klimaschutz-Bürgerbegehren veröffentlicht und dutzende lokale Initiativen bei der Gründung lokaler Kampagnen beraten. Aktuell unterstützt sie mit ihrem Team Lokalgruppen dabei, vor Ort den Gasausstieg einzufordern.
Wiebke Hansen ist freie Beraterin zur kommunalen Energiewende beim Umweltinstitut München. In dieser Session blickt sie vor allem darauf welche Rolle die Kommune beim Gasausstieg einnimmt.
Präsentation / Hand-Out / Skript
Präsentation Gasnetzstillegung LEA e.V.
Protokoll
Zusammenfassung:
Alle konkreten Informationen findet ihr in den Präsentationen der Referierenden
1) Schluss mit langer Leitung – kommunal, transparent, erneuerbar - Esther Fischer (LEA e.V.)
Die Rolle von Gasnetzten jetzt und in Zukunft
Statuts Quo:
- Aktuell großer Esset an Gasnetzinfrastruktur unter der Erde
- Aber hohe Investitionskosten
- Umstellung heute um Klimaneutralitätsziel zu erreichen
- Narrativ der Gaslobby “Grüne Gase”
- Biomethan (akt. 1% der Versorgung, aber das reicht nicht ansatzweise + Problem der Flächenkonkurrenz) = Nischenanwendung
- Synthetisches Erdgas durch Synthese von Wasserstoff hat sehr geringen Wirkungsgrad = Nischenanwendung
- Wasserstoff hat eine andere chemische Voraussetzung die eine Transformation der Infrastruktur bräuchte = für einzelne Industriezweige, Transport, Spitzen
Zukunft:
- KANU 2.0 der Bundesnetzagentur: “Verbleibender Teil der nicht für Wasserstoff genutzt wird wird stillgelegt”
- Klimaneutralität bis 2045 erfordert vollständigen Gasausstieg heute!
- Technologisch herrscht Klarheit, jetzt in die Umsetzung
- Kleine Trendwende bereits heute: mehr Wärmepumpen als Gasheizungen verkauft im ersten Halbjahr 2025
Gasausstieg:
- Geordnete Stilllegung, um soziale Härten zu vermeiden (Gasnetzendgelte gering halten)
- Strategie von Gasnetzbetreibern: alles schwammig halten, um Gasnetznutzung hochzuhalten
Positiv-Beispiel Mannheim:
- Stilllegung Erdgas-Verteilnetz bis 2035
- 25.000 betroffene Haushalte → Wärmenetz (10.000 Gebäude) & Wärmepumpe
- Es braucht individuelle Beratung mit allen Haushalten
- Erste Stilllegungen bis 2027, da sich einzelne Straßen schon nicht mehr rechnen → Transparenz & Reduzierung der Netzentgelte
Einsatzbereiche sauberen Wasserstoffs:
- Wasserstoffleiter: Wo ist Wasserstoff unverzichtbar, wo eigentlich unökonomisch (Spoiler: beim Wohnen)
- Voraussetzungen: ordnungspolitische Rahmenbedingungen im Wandel
- Gas-/Wasserstoffbinnenmarktpaket der EU bis Mitte 2026 in nationales Recht
- Investitonsverpflichtungen & Rückbauverpflichtung (Konzessionsvertrag)
- Was ist wenn Konzession 2028 ausläuft → nicht entschieden = viel Dynamik
Argumente, warum Wasserstoff nicht die Lösung ist
- Technisch nicht umsetzbar (immer viel zu viele Haushalte gleichzeitig bei Umstellung)
- Gasnetz ist nur zu 90% H2-ready: wichtige & teure Teile des Verteilnetzes sind nicht geeignet für H2 + Gebäude sind das Problem
- Preisfrage
- Verfügbarkeitsfrage & Abhängigkeit von anderen Staaten
→ H2 nur als Nischenanwendung in der Wärmeversorgung
Diskussion:
- Biomasse zu Biogas oder Biomethan = eigentlich da schon auf dem Höhepunkt
- Kündigungsfrist mitkommunizieren? Verpflichtung zum Umsetzen der EU Vorgaben → Kündigungsmöglichkeit für Energieversorger
- Problem dass der Markt sich noch nicht angepasst hat: Gasheizungsinstallateure & Energieberatung empfehlen teilweise noch Gasheizungen wegen vermeintlicher Ungewissheit & weil es noch günstig ist
- Netzbetreiber sind gut organisiert & vernetzt in den Kommunen & in Kommunen selbst ist oft keine gute Zusammenarbeit zwischen Stadtwerken, Verwaltung usw. → Ansatzpunkt & Relevanz für lokales Engagement
- Beispiel Buchholz: Stadtwerke reduzieren Bus & Bad-Versorgung mit der Begründung hoher Kosten der Wärmewende → wie geht man damit um?
Alternativen zur Gasheizung:
- Betriebskosten Wärmepumpe 30% geringer als Erdgasheizung
- Ist das Stromnetz für Wärmepumpen ausgelegt? Stromnetzausbau wegen E-Mobilität sowieso notwendig (Autoladestation im Vgl. Zu WP Faktor x20 mehr)
Fazit: Jede weitere Gasheizung sollte aus ökonomischer und ökologischer Sicht möglichst verhindert werden!
2) Gasnetzstilllegung in Kommunen - Wiebke Hansen (Umweltinstitut München)
Relevanz: Fürsorgepflicht der Kommunen: verantwortlich für konkrete Gasnetzstillegung
Branchenstruktur der Gasnetzbetreiber in Deutschland
- Durchschnittliches Alter (29 Jahre) & ursprünglich kalkulierte Abschreibungsdauer (45-65 Jahren) sorgen für ökonomische Interessen/Konflikte
- Typ des Netzbetreibers (kommunalwirtschaftlich, privatw., etc) bedeutend für Möglichkeiten der Kommune
- --> häufig Abhängigkeit der Kommune von Expertise der Netzbetreiber
Ratgeber für Kommunen zur Gasnetzstilllegung
- Ziel: Kommunen fit für Austausch mit Gasnetzbetreiber machen (weil dieser verantwortlich für Planung, Durchführung und rechtliche Kundenbeziehungen)
- Kommunen haben Interesse an guten Wärmeversorgungsstrategien & profitieren von Verknüpfen verschiedener Bereiche zB. Soziale Härten vermeiden
- 5 Handlungsfelder für Kommunen
3) Wärmewende vor Ort – so erreicht ihr Politik & Öffentlichkeit - Franziska Buch (Umweltinstitut München)
Schritte zum erfolgreichen Aktiv werden im Gasausstieg
- Recherche über Bedingungen
- Bündnisaufbau: profiliert Interessen &
- Politik & Öffentlichkeit ansprechen
Mögliche Formen des Engagements
- Lobbyarbeit
- Veranstaltungen
- Positionspapiere
- Anträge
- Petitionen
- Aktionen
- Wärmepumpenparty
- Haustürgespräche
Beratungsmöglichkeit unter klimawende@umweltinstitut.org
Homepage:
https://umweltinstitut.org/energie-und-klima/gasausstieg/gasausstieg-jetzt/
Weiterführende Links:
Veranstaltung: Webinar “Stellungnahme zur Wärmeplanung” am 7. Oktober: Zur Anmeldung
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