LocalZero:Kommunale Akteure gewinnen

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Dieser Text zeigt auf, wie LocalZero-Teams eine Argumentation aufbauen können, die kommunale Akteursgruppen für den Weg zur Klimaneutralität aktiviert.


Akteure für Klimaneutralität gewinnen in 3 + 1 Schritten

Sobald wir beginnen, in Gesprächen unsere Gesprächspartner:innen für die Klimaneutralität gewinnen zu wollen, überlegen wir uns – bewusst oder unbewusst – Argumentationen. Für das Ausarbeiten dieser Argumentationen bieten wir Euch hier ein Vorgehen in 3 + 1 Schritten an.


Einleitung

Von LocalZero-Teams wurde das Problem geschildert, dass sie nicht wissen, mit welchen Argumenten sie weitere lokale Akteure für den Klimaschutz gewinnen können oder dass ihre Argumente beim Gegenüber nicht „ziehen“.

Mit diesem Text beschreiben wir ein Vorgehen in 3 + 1 Schritten, um Argumentationen spezifisch für jede Akteursgruppe zu finden, um sie zu überzeugen, sich für Klimaneutralität zu engagieren. Dabei fokussieren wir auf Argumentation und Kommunikation. Daneben kann es aber weitere Gründe geben, warum Akteure nicht mitmachen, Erläuterungen dazu im Zusatzschritt.

Im Schritt 1 „Lokale Akteure und ihre Interessen mit Personas beschreiben“ stellen wir mit der Methode „Personas“ ein einfaches Tool vor, welches Euch hilft, systematisch die Interessen, Wünsche und Motivationen von Akteursgruppen zu beschreiben.

Schritt 2 beschreibt mit der Change-Formel eine Methode aus dem Veränderungsmanagement, die Euch unterstützt, spezifisch für einzelne Akteure Argumentationsmöglichkeiten zu entwickeln.

Nachdem Argumentationslinien aufgebaut sind, geht es um deren Kommunikation. Im Schritt 3 verweisen wir daher im Wesentlichen auf existierende, gute Darstellungen/Leitfäden anderer, die Euch Hinweise für eine gelungene Kommunikation geben. Abschließend - im Zusatzschritt - werfen wir einen kurzen Blick auf die Frage, woran es liegen könnte, wenn keine Bewegung Richtung Klimaschutz zu erkennen ist, obwohl die Argumentationslinie zielgerecht herausgearbeitet und gut kommuniziert wurde. Die einzelnen Schritte stellen wir als ein durchgehendes Vorgehen dar, aber natürlich – je nach Eurem Bedarf – könnt Ihr Euch auch die für Euch relevanten Teile herauspicken.

Möglicherweise macht es für Euch aber auch Sinn, Euch von den vermutlich einfacher zu gewinnenden Akteursgruppen zu den harten Brocken vorzuarbeiten, d.h. dies hier beschriebene Vorgehen mehrmals für unterschiedliche Akteursgruppen zu durchlaufen und die Erkenntnisse der bereits absolvierten Gespräche in den nächsten Durchlauf einfließen zu lassen. Entscheidend für den Erfolg des Vorgehens ist es, dass Ihr weitere kommunale Akteure für Klimaneutralität gewinnen könnt.

Schritt 1: Lokale Akteure und ihre Interessen mit Personas beschreiben

Die zielführenden Argumentationen können je nach Akteursgruppe unterschiedlich sein, da alle unterschiedliche Interessen, Lebenslagen, Ressourcen usw. haben. Das hier beschriebene Vorgehen setzt daher voraus, dass ihr für euch zunächst entscheidet, welche Akteursgruppe ihr in den Mittelpunkt stellen wollt.

Nach der Wahl der Akteursgruppe ist für diese eine Persona zu erstellen. Mit diesen Personas geht ihr dann in den nächsten Schritt.

Auswahl der lokalen Akteursgruppe

Natürlich könnt nur Ihr für eure jeweilige Kommune entscheiden, welche Akteursgruppe für Euch aktuell oder zukünftig wichtig ist. Dennoch ein paar Hinweise, welche Akteure ausgewählt werden können.

Akteursgruppen können sein z.B. Sanitärmeisterinnen, Einzelhändler in der Hauptstraße, Einfamilienhausbesitzerinnen, Mieter, Mitglieder der Partei xy, ...

Meistens haben die Menschen in den Akteursgruppen unterschiedliche Ansichten zur Klimakrise und den zu treffenden Maßnahmen bzw. zu deren Dringlichkeit. Konzentriert Euch bei der Auswahl der Akteursgruppen auf die, die irgendwo in der Mitte stehen und überzeugbar sind und die meist die große Mehrheit ausmachen. Wählt nicht die „Ränder“ aus, also weder die, die total im Widerstand sind, noch die, die bereits selbst aktiv im Klimaschutz sind.

Akteure haben in euren Kommunen unterschiedlichen Einfluss. Dies ist mal mehr, mal weniger offensichtlich[1]. Überlegt Euch, welche Akteursgruppe Ihr motivieren wollt, aktiver für den Klimaschutz zu werden. Macht es bei den Akteuren mehr Sinn mit den Einzelhändlerinnen oder mit den Sanitärmeistern zu arbeiten? Beide beeinflussen mit ihren Beratungen das Verhalten der Verbraucherinnen, welches ganz unterschiedliche kurz- und langfristige Auswirkungen auf die Klimaneutralität haben können.

=== Ergebnis ===: Ihr habt die Akteursgruppe ausgewählt, für die ihr eine Argumentation ausarbeiten wollt.

Erstellung der Personas

Personas beschreiben, was Akteure für Interessen haben, was sie befürchten und hoffen, kurz, wie sie ihre aktuelle Situation und die weitere Entwicklung wahrnehmen, d.h. es geht hier darum, die subjektive Sicht der Akteure einzuschätzen.

Für die Erarbeitung der Personas ist es daher wichtig, dass Ihr gedanklich in die Person des Akteurs schlüpft, d.h. wenn Ihr Euch die Persona für Sanitärmeister erstellen wollt, dann fühlt Euch wirklich in diesen Meister hinein, in seine Arbeit, sein Leben und formuliert aus dieser Position heraus die Persona.

Mit den Personas beschreibt ihr einen typischen, unbekannte:n Vertreter:in aus einer Akteursgruppe. Das Vorgehen kann etwas angepasst, aber auch für die Vorbereitung eines Gesprächs mit einer konkreten Person genutzt werden.

Hilfreiche Fragen könnten sein (nicht jede Frage passt zu jeder Zielgruppe):

Beruflich:

  • Welche Tätigkeit übt die Persona aus, was qualifiziert sie, was kennzeichnet ihren Kundenkreis sowie etwaige Angestellte und Mitarbeiter:innen aus?
  • Was hat diese Persona erfolgreich gemacht? Was ist ihr gelungen? Wie ist ihr das gelungen, welche Kompetenzen waren nötig/hilfreich? Hat diese Persona eine Expertise entwickelt?
  • Sieht die Persona Veränderungen auf sich zukommen? Hat sie das Gefühl agieren zu können oder wird sie getrieben?
  • Muss sie (lieb gewordene) Gewohnheiten überdenken und verändern? Muss sie sich neue Kompetenzen aneignen?
  • Welche Schnittstellen bestehen in Bezug auf Umwelt-, Klimaschutz und die Nachhaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen?
  • Welche Rolle spielen Kommunikation und Kundenorientierung?

Persönlich:

  • Handelt es sich um eine ältere Persona, die gerne in gewohnten Bahnen in den nächsten Jahren ihre Berufsphase ausklingen lassen möchte?
  • Hat die Persona bereits Erfahrungen im Kontext von Umweltengagement, politischem oder sozialem Engagement?
  • Nimmst Du/nehmt Ihr die Persona als offen für Veränderungen, aktiv und/oder offen für Motivation wahr?
  • Gibt es offensichtliche Interessenfelder, um die sich das Leben und das Engagement der Persona dreht?
  • Gibt es offensichtliche Blockaden oder Hemmnisse bei der Persona, die bei der Kommunikation eine Rolle spielen könnten?

Bitte folgenden Hinweis unbedingt beachten: Bei der Erstellung der Personas handelt es sich um einen Prozess, der zu Vorurteilen, Vorannahmen oder sogar dem Versuch eines – wenn auch nur gedanklichen - Eindringens in die Persönlichkeitssphäre der betrachteten/analysierten Person oder des Personenkreises führen kann! Es sollte lediglich mit sachlichen Merkmalen gearbeitet werden und Spekulationen, die zu einer Stigmatisierung oder Rollenzuweisung (wie z.B. „Psychologen haben doch alle selbst psychische Probleme.“, „Lehrer sind immer eine komplizierte Klientel.“) führen könnten, müssen ausgeschlossen werden und haben in einer Persona nichts zu suchen.

Eine ausformulierte Persona könnte so aussehen:

Grafik Persona

Die Personas können gut in kleinen Gruppen erarbeitet werden, es darf und sollte dabei kreativ, spontan, chaotisch, aber gerne auch ein bisschen organisiert vorgegangen werden. Kommen zu viele Aspekte zu den einzelnen Bereichen zusammen, könnt Ihr nach dem Sammeln einfach Prioritäten setzen, d.h. auswählen.

Nochmal als Hinweis: Im Prozess der Erstellung der Persona versetzt Ihr Euch in diese Personen(gruppe) hinein und erarbeitet die einzelnen Punkte aus ihrer Sicht. Ihr macht keine Einschätzung und nehmt keine Bewertung aus eurer Rolle als im Klimaschutz engagierte Personen vor.

Ergebnis: Am Ende sollte Ihr eine Persona haben, die die angesprochene Akteursgruppe mit ihren Interessen, Wünschen,

Problemen anschaulich beschreibt.


[1] Um diesen Einfluss transparent zu machen, könnt ihr eine Einfluss- oder Machtanalyse machen, siehe

- https://mitmachen-wiki.germanzero.org/w/LocalZero:Machtanalyse_%26_Organizing

- https://mitmachen-wiki.germanzero.org/w/LocalZero:Machtanalyse

Schritt 2: Mit der Change-Formel spezifische Argumente ausarbeiten

Nachdem Ihr die Personas erarbeitet habt und Euch dabei in die jeweiligen Akteure hineinversetzt habt, arbeitet Ihr jetzt wieder in Eurer Rolle als LocalZero-Team. In diesem Schritt geht es darum, eine Argumentation zu Eurem Ziel zu erarbeiten, die zu den jeweiligen Akteuren passt, also auf deren Interessen und Motivationen abstellt und diese mitnimmt. Methodisch nehmen wir für diesen Schritt eine Change-Formel[1] zu Hilfe, die in Veränderungsprozessen genutzt wird, um die Interessen/Motivationen von Betroffenen/ Teilnehmenden einer Veränderung erfassen und berücksichtigen zu können.

Change-Formel:        D • V • R • F = E

  • Driver = Dringlichkeit der Veränderung: Warum sollen die Akteure sich verändern?
  • Vision = positives Zukunftsbild, gibt die Richtung an: Wohin sollen sich die Akteure bewegen?
  • Ressourcen = Bestandteile von Systemen und Veränderungen, die Zuversicht und Vertrauen geben: Womit können sie ihre Vision erreichen?
  • First Steps = der erste Schritt weg vom Problem: Was tun sie jetzt?
  • Energie = die Gesamtenergie für die Veränderung: Wie bewegen die Akteure sich?


Mit dieser Change-Formel wird die Energie beschrieben, die für eine Veränderung zur Verfügung steht. Hierbei geht es nicht um Zahlenwerte, sondern um inhaltliche Beschreibungen der jeweiligen Faktoren in der Change-Formel.

Wichtig ist, dass die Faktoren mit einem Multiplikationszeichen verbunden sind. Hiermit wird deutlich, dass für jeden dieser Faktoren ein positiver „Wert“ vorhanden sein muss, um insgesamt auch eine positive Energie für die Veränderungen zu erhalten. Ist einer der Faktoren null, wird auch die Energie null und vermutlich scheitert die beabsichtigte Veränderung.

Zu den einzelnen Faktoren in der Change-Formel findet Ihr im Folgenden Beschreibungen, die es Euch ermöglichen sollen, den jeweiligen Faktor für die von Euch ausgewählte Akteursgruppe aussagekräftig zu beschreiben.


Driver = Dringlichkeit der Veränderung: Warum sollen die Akteure sich verändern?

Was treibt die Veränderung an? Was macht eine Veränderung notwendig und wichtig? Womit sind die Akteure unzufrieden? Welche „Gefahr“ besteht? Was muss sich verändern? Woraus resultiert das Gefühl der Dringlichkeit?

Wenn dieser Faktor zu stark betont wird und die anderen Faktoren ignoriert werden:

Durch die alleinige Beschreibung und Analyse der „Gefahr“ entsteht lähmende Angst, keiner bewegt sich.

Wenn die Veränderungsenergie abfallen sollte:

Haben die Akteure noch im Blick, warum sie diese Mühe auf sich genommen haben, was sie angetrieben hat, wovon sie weg wollten?


Vision = positives Zukunftsbild, gibt die Richtung an: Wohin sollen sich die Akteure bewegen?

Ein positives Zukunftsbild über einen Zustand, in dem die Faktoren der Unzufriedenheit überwunden sind und eine neue Situation entstanden ist. Ein anziehendes, attraktives Bild der Zukunft, welches sie gerne vor Augen haben, besonders wenn es mal schwierig wird. Wo zieht es die Akteure hin? Was ist das attraktive Bild der Zukunft?

Wenn dieser Faktor zu stark betont wird und die anderen Faktoren ignoriert werden:

Verbleibt man nur bei der Vision, weil sie sehr attraktiv ist, kann man sich in romantischen Träumen eines Paradieses verlaufen, was eine Entwicklung in der realen Welt be-/verhindern kann

Wenn die Veränderungsenergie abfallen sollte:Haben die Akteure ihre Vision aus den Augen verloren, ihre Ziele vergessen, oder ist das Zukunftsbild nicht mehr das richtige, nicht mehr attraktiv?

Ressourcen = Ressourcen können Zuversicht und Vertrauen geben: Womit können die Akteure die Vision erreichen?

Ressourcen können sein:      - engagierte Menschen, gute Netzwerke

                                             - eine gute „Marke“, ein guter Slogan

                                             - Erfolge der Vergangenheit

                                             - Stärken, Qualitäten, Potentiale der Akteure, des Systems

Wenn dieser Faktor zu stark betont wird und die anderen Faktoren ignoriert werden:

Wenn man nur Ressourcen und keine Probleme sieht, kann man als „Schönredner:in“ gesehen werden und gewinnt keine Mitstreiter:innen

Wenn die Veränderungsenergie abfallen sollte:Haben die Akteure keinen Blick mehr auf ihre Ressourcen, fühlen sie sich daher überfordert, sind sie müde und mutlos?

First Steps = der erste Schritt weg vom Problem, hin zur Vision: Was tun die Akteure jetzt?

Komplexe Veränderungsprozesse können nicht von Anfang bis Ende durchgeplant werden.

Begonnen wird mit dem ersten Schritt.

Der erste Schritt wird reflektiert und bewertet, anschließend wird der nächste Schritt geplant.

Wenn dieser Faktor zu stark betont wird und die anderen Faktoren ignoriert werden:

Wer nur die ersten Schritte setzt und in Aktivismus verfällt, wird als Aktionist ohne Tiefgang gesehen, wird Schritte gehen, die ins Leere führen und Kraft rauben, wird keine Begleiter:innen finden. Es kann die Ernsthaftigkeit in Frage gestellt werden kann.

Wenn die Veränderungsenergie abfallen sollte:Haben die Akteure die Orientierung verloren? Haben sie keine Idee, was sie als Nächstes tun sollen?

Energie = die Gesamtenergie für die Veränderung / das Produkt der Faktoren: Wie bewegen sich die Akteure?

Die Faktoren in der Gleichung sind mit einem Multiplikationszeichen verbunden, d.h. sobald ein Faktor gleich Null ist, ergibt die gesamte Gleichung Null und es ist keine Veränderungsenergie vorhanden

Die Faktoren dieser Gleichung sollten nacheinander erarbeitet werden, also von D >> V >> R >> F, da sie aufeinander aufbauen.

Wie könnt Ihr vorgehen:

  • Für jede von Euch mit einer Persona beschriebene Akteursgruppe sammelt Ihr zu den vier Faktoren Eure Einschätzungen und Euer Wissen. Bezieht Euch dabei immer wieder auf Eure Beschreibung der Interessen und Motivationen des Akteurs wie Ihr sie in der Persona aufgeschrieben habt. Verliert dabei Euer Ziel nicht aus den Augen: Ihr wollt den Akteur überzeugen, mit Euch für die Klimaneutralität zu arbeiten. Methodisch macht Ihr auch dies am besten in einer Kleingruppe in Form eines Brainstormings, d.h. zu den einzelnen Faktoren schreiben alle ihre Aussagen auf Klebezettel und kleben sie zu den entsprechenden Faktoren auf eine große Wand. Geht dabei der Reihe nach vor, also beginnt beim Driver, dann Vision, dann Ressourcen und anschließend die First Steps.
  • Anschließend gruppiert Ihr innerhalb der einzelnen Faktoren Eure Zettel inhaltlich, so dass Zettel zu gleichen Themen beieinander hängen.
  • Aus diesen gruppierten und den einzeln hängenden Zetteln könnt ihr anschließend die Inhalte und Aussagen eurer Kommunikation mit den Akteuren ableiten. Ggf. solltet Ihr vor diesem Schritt - falls Ihr sehr viele Themen habt - noch eine Priorisierung vornehmen. Wichtig dabei: nehmt die Priorisierung wieder mit Blick auf die Persona vor.Ergebnis: Für jeden von euch bearbeiteten Akteur habt Ihr Argumente gefunden, die Ihr als Grundlage für Eure Kommunikation nutzen könnt.

Noch ein Hinweis: Natürlich kann dieser Prozess mit verschiedenen Akteuren, aber vor allem auch in Bezug auf unterschiedliche Ziele, mehrmals durchlaufen werden.


[1] Ruth Seliger: Systemische Beratung der Gesellschaft. Strategien für die Transformation, Carl-Auer Verlag, 2022

Schritt 3: Klimakommunikation: so kann es klappen

Nachdem Ihr im letzten Schritt eure Botschaften/Argumentationslinien je Akteur abgeleitet habt, geht es nun um die Frage, wie diese am besten kommuniziert werden können.

Da das Thema Klimakommunikation bereits an vielen Stellen bearbeitet wurde, hier nur die entsprechenden Hinweise:

  • Im Wiki von LocalZero gibt es neben einer Vielzahl von Kommunikationsvorlagen auch eine Seite, wo KnowHow zur Klimakommunikation vermittelt wird, genauer gesagt, werden verschiedene Quellen vorgestellt, die Klimakommunikation erläutern. Die Seite zur Klimakommunikation findet Ihr unter LocalZero:Klimakommunikation – Mitmachen (germanzero.org)
  • Eine sehr umfangreiche Aufarbeitung der Klimakommunikation findet ihr im Handbuch bzw. Podcast „Über Klima sprechen“. Hier werden neben psychologischen Hintergründen auch ganz praktische Tipps gegeben. Download Handbuch - Klimafakten Handbuch
  • Das Debunking-Handbuch mit Argumentationshilfen gegen Falschaussagen und blockierenden Aussagen zum Klimaschutz findet ihr unter DebunkingHandbook2020-German
  • Der Leitfaden Umweltkommunikation gibt ebenfalls einen guten Überblick über die wesentlichen Themen in der Umweltkommunikation und stellt noch mal besonders auf Motivationstypen ab. leitfaden-umweltkommunikation.pdf (regenwald-schuetzen.org)


Die folgenden 6 Tipps geben einen guten Überblick, wie gute Klimakommunikation aufgebaut werden sollte und was zu beachten wäre. Sie beschäftigen sich im Schwerpunkt also mit dem „Wie“ der Kommunikation. Dass „Was“ der Kommunikation, also die Inhalte und Argumente, habt Ihr in den ersten beiden Schritten mit Euren akteursspezifischen Argumentationslinien erarbeitet.

Die 6 Tipps stammen aus einem Artikel von Christian Gutsche und sind hier gekürzt wiedergegeben.


"Sechs Tipps für eine bessere Klima-Kommunikation[1]

Wir brauchen mehr „Gute Klimakommunikation“. Sie wendet Erkenntnisse aus der Psychologie und den Kommunikationswissenschaften auf Klimaschutz an. Gute Klimakommunikation ist lösungsorientiert und motivierend, sie zeigt Vorteile von Klimaschutz-Maßnahmen auf, erreicht die Zielgruppe und lädt zum Handeln ein. Dafür braucht es Sender und viele MultiplikatorInnen. MultiplikatorInnen sind z.B. Menschen, die in Klima-Jobs arbeiten, eine Solaranlage haben oder sich in der Bürgerenergieszene oder woanders für Klimaschutz engagieren. Wir alle sind also gefragt. Gute Klimakommunikation hat dabei mehrere Facetten.

1. Vorbilder und Vorteile machen Lust auf Zukunft

Positive Gefühle motivieren. Integrität, Freude, Stolz, Erfolg und Anerkennung, Wertschätzung und Fürsorge, Sinn und Gemeinschaft zum Beispiel. Gute Klimakommunikation konzentriert sich daher auf Lösungen, auf positive Visionen und noch besser auf real existierende Vorbilder wie z.B. Kopenhagen. Denn auf Bedrohung allein reagieren Menschen meist mit Abwehr und Verdrängung. Eine autofreie oder -arme Straße hingegen, mit Platz zum Spielen und mehr Sicherheit für Kinder, mit mehr Bäumen, Blumen und Beerensträuchern, das motiviert schon eher zum Handeln. Menschen lieben Geschichten, z.B. von Dörfern, die mit der Energiewende vor Ort das Klima retten, die Dorfgemeinschaft stärken und Arbeitsplätze schaffen. Eine solche Erzählung ist ein gutes Gegenmittel gegen das Bild der spaßarmen Öko-Aktivisten und ihrer Ökodiktatur.

2. Lebensnähe und Emotionen ansprechen

Gute Klimakommunikation ist zudem erfolgreich, wenn sie uns direkt berührt und an unserer Lebensrealität andockt. Wie wirkt sich der Klimawandel in meiner Stadt, in meinem Umfeld aus? Wie können wir die Land- und Forstwirtschaft in der Nähe an die Trockenheit anpassen? Wie können wir die kommunale Wasserversorgung sicherstellen? Wie schützen wir unsere Häuser vor Extremwettern? Wie können wir meine Großeltern mit Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen vor Hitzewellen schützen? Beeinflusst der Schutz des Klimas meine Arbeit oder meine Hobbies?

3. Zielgruppen-Orientierung

Gute Klimakommunikation hat ein Ziel und eine Zielgruppe. Und sie richtet sich auch an Menschen jenseits der bereits Überzeugten. Wen will ich zu was bewegen? Und was bewegt eine Person aus der Zielgruppe? Welche Werte sind ihr wichtig, welche Dinge motivieren sie und was nervt sie? Welche Vorteile hätte sie von dieser oder jener klimaschützenden Maßnahme? In der Kommunikation erreichen wir andere oft dann nicht, wenn wir zu sehr bei uns sind und zu wenig beim Gegenüber. Es spielt ebenso eine Rolle, wer spricht und wie man auftritt. Fehlt mir der passende Stallgeruch ist die Zusammenarbeit mit einer Schlüsselperson aus der Zielgruppe vielleicht sinnvoll.

4. Handlungsorientiert, authentisch und gemeinsam

Gute Klimakommunikation ist handlungsorientiert. Sie schaut auf den nächsten Schritt und wie der motivierend gestaltet werden kann. Denn Wissen oder Recht haben, verändert nicht die Welt, sondern Handeln. Messbare Erfolge motivieren – auch das sollte bei Klimaschutz-Maßnahmen bedacht werden. Seid authentisch. Warum sollte etwas, das Euch nicht zum Handeln motiviert, andere motivieren? Also schaut, was Euch begeistert. Das könnte auch bei anderen funktionieren. Tut euch mit Gleichgesinnten zusammen. Einzelkämpfertum erschöpft sich bei den meisten mit der Zeit. Gemeinsam sind wir stark. Gegenseitig können wir uns unterstützen – auf der Sachebene und auf der emotionalen Ebene. Und vergesst nicht, gemeinsam zu feiern!

5. Klimaschutz im eigenen Umfeld

Klimakommunikation gelingt dort, wo ich eine gute Beziehung zu meinem Gegenüber habe. Sie gelingt einfacher mit Menschen aus meinem Umfeld, mit denen ich schon in Beziehung stehe. Die Wenigsten informieren sich aktiv im Internet, durch Bücher oder Informationsveranstaltungen. Die meiste Kommunikation passiert im Alltag. Und der findet im eigenen Umfeld statt. Redet über klimafreundliche Maßnahmen in Eurer Familie, im Freundeskreis, in der Firma. Sprecht über konkrete und motivierende Lösungen. Je mehr Ihr das tut, desto einfacher wird es, denn Übung macht den Meister. Seid wertschätzend in der Kommunikation. Die Wenigsten lassen sich auf ein Gespräch ein, wenn sie sich nicht ernst genommen fühlen oder das Gefühl haben, dass man sie missionieren will. Seid unaufgeregte Vorbilder.

6. Klima-Fakten

Natürlich sollen wir faktenbasiert handeln. Aber eine Flut an unverständlichen oder nicht so wichtigen Informationen kann mehr Schaden anrichten als helfen. Was hilft, ist ein Klima-ABC mit den wichtigsten Fakten, die gut aufbereitet, verständlich, merkbar und weitererzählbar sind, so dass sich Klima-Wissen durch Weitererzählen verbreitet und auch als Impfung gegen Klima-Lügen wirken kann. 70.000 Menschen arbeiten weltweit in der Klimaforschung – dass die sich alle irren oder gekauft oder Teil einer Verschwörung sind, ist nicht sonderlich plausibel. Analogien helfen, das komplexe Thema Klimawandel begreifbarer zu machen. 0,4 Promille CO2 in der Atmosphäre können doch keinen so großen Einfluss haben? Und wie ist es mit 0,4 Promille Alkohol im Blut?"


[1] Quelle: Christian Gutsche: Sechs Tipps für eine bessere Klima Kommunikation; online abgerufen unter:  https://www.erneuerbareenergien.de/energiemarkt/energierecht/energiesystemwende-sechs-tipps-fuer-eine-bessere-klima-kommunikation am 12.04.2024

Zusatzschritt: Und wenn‘s trotzdem nicht klappt: Perspektivwechsel!

Wenn Ihr feststellt, dass Ihr Eure Akteursgruppen nicht aktiviert bekommt, obwohl Ihr sehr fokussiert und zielgerichtet kommuniziert habt, gibt es noch einen weiteren Aspekt, den Ihr „überprüfen“ und in Eure Kommunikation aufnehmen könnt.

Hintergrund dieses Blickwinkels auf „nicht-Mitmachen“ ist, dass Menschen oftmals verschiedene „grüne Ampeln“ benötigen, um ihr Verhalten zu verändern.

Bei den „grünen Ampeln“ geht es um:

Kennen:

  • Wissen die Akteure, was von ihnen gewollt wird?
  • Gab es ein Startpunkt/-signal?
  • Ist das Zielbild bekannt?
  • Sind die einzelnen Schritte für die Akteure dorthin beschrieben?
  • Kennen die Akteure kleine und große Schritte, die sie angehen können?
  • Ist deutlich, dass sich eine Gruppe (Vorbilder) auf diesem Weg befindet?

Können:

  • Beherrschen die Akteure die Fähigkeiten und Qualifikationen, die nach der Veränderung von ihnen verlangt werden?
  • Haben die Akteure alle Kenntnisse/Fähigkeiten, um die ersten und auch alle weiteren Schritte umzusetzen?
  • Gibt es Möglichkeiten Lernprozesse zu unterstützen, z.B. durch gute Vorbilder?

Wollen:

  • Finden die Akteure die Veränderung sinnvoll?
  • Welche Vor- aber auch Nachteile hat die Veränderung für den Akteur?
  • Wie groß ist die Veränderung, die gegangen werden muss?
  • Haben die Akteure bereits eine Eigenmotivation oder müssen sie noch motiviert werden?

Sollen:

  • Wirken Strukturen und Vorgaben in Richtung der beabsichtigten Veränderung?
  • Welche Regeln/Vorgaben/Gewohnheiten o.ä wirken in Richtung der beabsichtigten Veränderung, welche stehen ihr entgegen?
  • Wie kann das neue Verhalten belohnt werden?


Aus der Beantwortung dieser Fragen können wiederum Argumente entstehen, die Ihr in Eure Kommunikation und Gespräche aufnehmen könnt. Und gleichzeitig bietet Euch dieser Perspektivwechsel auch die Möglichkeit andere Akteursgruppen oder auch Hebel zu identifizieren, die Euch helfen können, Eure Kommune in Richtung der Klimaneutralität zu bewegen.

Weitere Informationen

Dieser Text soll euch eine Hilfestellung geben, wie ihr in Euren Kommunen Eure Kommunikation weiter verbessern könnt. Gedacht ist der Text auch so, dass Ihr einfach loslegen und machen könnt. Probiert es einfach aus!

Falls einzelne Fragen auftauchen oder Ihr doch eine ausführlichere Beratung oder einen Workshop zu diesem Thema möchte, kommt einfach auf uns vom Pioneer-Team zu, wir werden ein gutes Vorgehen finden.


Noch zwei Hinweise

Derzeit wird von den Pioneers auch ein Vorgehensvorschlag zum Aufbau kommunaler LocalAllianzen erarbeitet. Das hier vorgestellte Vorgehen lässt sich als Teilschritt in einen solchen Aufbau integrieren und kann diesen gut unterstützen.

nähere Infos im LocalZero Wiki: Leitfaden_zur_Klima-Allianz



Im Wiki von GermanZero/LocalZero findet sich ein Leitfaden für Politikergespräche auf kommunaler Ebene, welcher natürlich auch – ggf. leicht abgewandelt -  genutzt werden kann, wenn um die Vorbereitung von anderen Gesprächen in der Kommune geht.

nähere Infos im LocalZero Wiki: Kontakt_mit_Lokalpolitiker:innen


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