LocalZero:Wärmeplanung: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
== '''Eine gute Wärmeplanung für klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2035''' == | == '''Eine gute Wärmeplanung für klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2035''' == | ||
Deutschland soll bis 2045 klimaneutral, daher gilt demnach auch für die Wärmeversorgung eine '''Klimaneutralität bis 2045'''. In der Wärmeversorgung gibt es zwei große Versorgungsarten: Die dezentrale Versorgung (typischerweise Öl-, Gasheizung oder Wärmepumpe zu Hause) oder die leitungsgebundene Versorgung, also Fernwärme. Beide Versorgungsarten müssen schnell klimaneutral werden. | Deutschland soll bis 2045 klimaneutral, daher gilt demnach auch für die Wärmeversorgung eine '''Klimaneutralität bis 2045'''. In der Wärmeversorgung gibt es zwei große Versorgungsarten: Die dezentrale Versorgung (typischerweise Öl-, Gasheizung oder Wärmepumpe zu Hause) oder die leitungsgebundene Versorgung, also Fernwärme. Beide Versorgungsarten müssen schnell klimaneutral werden. '''Mit der kommunalen''' '''Wärmeplanung entwickelt die Kommune einen Plan für die klimaneutrale Versorgung der leitungsgebunden Versorgung, also den Um- und Ausbau von Wärmenetzen hin zur Wärmeversorgung mit erneuerbarer Wärme'''. Derzeit werden im Schnitt 14 % der Wohnungen mit Wärme aus Wärmenetzen versorgt, Tendenz stark steigend: Die Bundesregierung plant eine Verdreifachung der Anschlüsse (BMWK 2023). | ||
'''Mit der kommunalen''' '''Wärmeplanung entwickelt die Kommune einen Plan für die klimaneutrale Versorgung der leitungsgebunden Versorgung, also den Um- und Ausbau von Wärmenetzen hin zur Wärmeversorgung mit erneuerbarer Wärme'''. Derzeit werden im Schnitt 14 % der Wohnungen mit Wärme aus Wärmenetzen versorgt, Tendenz stark steigend: Die Bundesregierung plant eine Verdreifachung der Anschlüsse (BMWK 2023). | |||
'''Die Wärmeplanung ist das wichtigste kommunale Instrument im Wärmebereich'''. Denn sie gibt die Richtung für den Aus- und Umbau der Wärmenetze vor. | '''Die Wärmeplanung ist das wichtigste kommunale Instrument im Wärmebereich'''. Denn sie gibt die Richtung für den Aus- und Umbau der Wärmenetze vor. | ||
{| class=" | {| class="sortable" style="margin:10px 0px 0px 0px; padding:0.3em 0.3em 0.3em 0.3em; background-color:lightblue; border:1px solid lightblue" width="100%" | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
| style="margin:5px 5px 5px 5px; padding:0.3em 1em 0.7em 1em;" width="100%" | | | style="margin:5px 5px 5px 5px; padding:0.3em 1em 0.7em 1em;" width="100%" | | ||
Warum sind Wärmenetze überhaupt (in Zukunft) so wichtig? | '''Warum sind Wärmenetze überhaupt (in Zukunft) so wichtig?''' | ||
# Wärmenetze sind gerade in dicht besiedelten, städtischen Gebieten effizienter als individuelle Lösungen und einfacher zu realisieren (kein Platz und kein Strom für Einzellösungen wie Wärmepumpen für jede Wohnung). Bei gegebenen Energieverbrauchsdichten ist ein deutlicher Ausbau der Wärmenetze daher sinnvoll. Geplant ist etwa eine Verdreifachung der Anschlüsse bis ins klimaneutrale Zieljahr | |||
# Gute Wärmenetze schaffen gemeinsame, ökologische Lösungen: In vielen Wohnblöcken, Quartieren und Siedlungen können Nahwärmeinseln entstehen. Die Wärmeplanung fußt auf der ganz lokalen Ebene. Je lokaler die Wärme genutzt werden kann, desto besser (s.u.). Mit der Wärmeplanung entwickelt die Kommune eine umfassende Strategie, die die Gesamtheit der Wärmeversorgung (von kleinem Maßstab hin zur allumfassenden Versorgung) in den Blick nimmt – und somit einen Plan für die zukünftige Wärmeversorgung in der gesamten Kommune entwickelt. | |||
|}[[Datei:Abbildung 1- Eine schnellere Dekarbonisierung.png|mini|945x945px|Abbildung 1: Eine schnellere Dekarbonisierung bis 2035 ]] | |}[[Datei:Abbildung 1- Eine schnellere Dekarbonisierung.png|mini|945x945px|Abbildung 1: Eine schnellere Dekarbonisierung bis 2035 ]] | ||
'''Bis Juli 2026 (>100.000) bzw. Juli 2028 (<100.000) müssen alle Kommunen eine kommunale Wärmeplanung vorlegen'''. Kleine Kommunen unter 10.000 EW und Kommunen mit Teilräumen mit fehlender Eignung für Wärmenetze werden ein vereinfachtes Verfahren ermöglicht (darüber entscheiden die Länder). In einzelnen Bundesländern gelten andere (kürzere) Fristen und leicht veränderte Anforderungen, z.B. in Baden-Württemberg. Das Wärmeplanungsgesetz verpflichtet nun erstmal die Länder zur Erstellung einer Wärmeplanung, die werden die Pflicht dann an die Kommunen weitergeben. | |||
Bis 2026 (>100.000) bzw. 2028 (<100.000) müssen alle Kommunen eine kommunale Wärmeplanung vorlegen. | |||
Für den Weg hin zur klimaneutralen Wärme in 2045 gibt es laut Bund Zwischenziele für „Anteile Erneuerbarer Energien oder unvermeidbarer Abwärme in jedem Wärmenetz“: '''30 Prozent bis 2030 und 80 Prozent bis 2040'''. Für '''neue Wärmenetze''' gilt ab dem 1. März 2025 '''ein Anteil von 65''' '''Prozent''' (BMWK 2023). | |||
'''<u>Das Problem ist, dass der Bund mit seinen Zielen mindestens 10 Jahren zu spät dran</u>''' ist, um ansatzweise den fairen deutschen Beitrag des Pariser Klimaschutzabkommen für die Einhaltung der 1,5 Grad Grenze zu leisten. '''Deshalb müssen wir die Wärmeplanung vor Ort beschleunigen, und bis spätestens 2035 klimaneutral werden.''' | |||
{| style="margin:10px 0px 0px 0px; padding:0.3em 0.3em 0.3em 0.3em; background-color:lightblue; border:1px solid lightblue" width="100%" | {| style="margin:10px 0px 0px 0px; padding:0.3em 0.3em 0.3em 0.3em; background-color:lightblue; border:1px solid lightblue" width="100%" | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
| style="margin:5px 5px 5px 5px; padding:0.3em 1em 0.7em 1em;" width="100%" | | | style="margin:5px 5px 5px 5px; padding:0.3em 1em 0.7em 1em;" width="100%" | | ||
'''Zu ambitionierten Zielen gehört der gesamte Wärmebereich. Also Wärmenetze und die privaten Heizungen. Dafür muss gelten:''' | |||
# Ambitioniertes Ziel: Bis '''2035''' vollständige Dekarbonisierung der Wärmenetze und des Wärmebezugs allgemein | |||
# Umfassende Pläne: Wärmenetze im Fokus der Wärmeplanung. Wer bis 2035 in der gesamten Kommune Klimaneutralität erreichen will, braucht aber die '''vollständige Dekarbonisierung''' der Wärmeversorgung bis 2035, also auch die dezentrale Versorgung: Umstellung der privaten, oft fossilen Heizungen. Dort wo auch in Zukunft keine Wärmenetze entstehen, muss die Kommune durch Förderung, Beratungen und Informationen den Einbau von EE-Heizungen beschleunigen. | |||
|} | |} | ||
'''Nicht nur die Geschwindigkeit''' steht im Fokus, '''auch inhaltlich brauchen wir höhere Ambitionen als das Bundesgesetz vorsieht'''. Dazu ist es hilfreich ein paar grundlegende Inhalte über Wärme und Wärmeversorgung zu kennen. | |||
'''Nicht nur die Geschwindigkeit''' steht im Fokus, '''auch inhaltlich brauchen wir höhere Ambitionen als das Bundesgesetz vorsieht'''. Dazu ist es hilfreich ein paar grundlegende Inhalte über Wärme und Wärmeversorgung zu kennen | |||
{| style="margin:10px 0px 0px 0px; padding:0.3em 0.3em 0.3em 0.3em; background-color:lightblue; border:1px solid lightblue" width="100%" | {| style="margin:10px 0px 0px 0px; padding:0.3em 0.3em 0.3em 0.3em; background-color:lightblue; border:1px solid lightblue" width="100%" | ||
|- valign="top" | |- valign="top" | ||
| style="margin:5px 5px 5px 5px; padding:0.3em 1em 0.7em 1em;" width="100%" | | | style="margin:5px 5px 5px 5px; padding:0.3em 1em 0.7em 1em;" width="100%" | | ||
Für eine möglichst emissionsarme Wärmenetzversorgung sind besonders wichtig: | '''Für eine möglichst emissionsarme Wärmenetzversorgung sind besonders wichtig:''' | ||
# Zentrale Quellen für die Erschließung von Wärme sind erneuerbare, lokal verfügbare und effiziente Anwendungen. Diese Potenziale gilt es vollumfänglich zu erschließen, bevor über andere Lösungen nachgedacht wird. Dazu gehören: Nutzung Umweltwärme mittels Großwärmepumpe, Solarthermie, oberflächennahe und tiefe Geothermie sowie Abwärmenutzung. (Mehr dazu hier: Verlinkung Unterseite Erschließung Wärmequellen) | |||
# Auch wenn es das Bundesgesetz ermöglicht, sollte der Aufbau von Wasserstoffnetzgebieten grundsätzlich nicht erfolgen. Diese sind aufgrund von (auch zukünftig) knapper Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff sowie schlechter Effizienz keine skalierbare gute Option für die Wärmewende. | |||
# Die Wärmegewinnung durch Verbrennung von „unvermeidbarer Abwärme“ (laut Wärmeplanungsgesetz) Müll und Klärschlamm, die jedoch viele Emissionen verursachen (Bund Naturschutz 2022) und deren Verfügbarkeit zukünftig sinken wird (Kreislaufwirtschaft), gilt es zu reduzieren. | |||
|} | |}'''Erst mit einem gesondertem kommunalen Beschluss''' ganz am Ende des Prozesses der kommunalen Wärmeplanung zur gebäudescharfen Ausweisung als Gebiet zum Neu- oder Ausbau von Wärmenetzen oder als Wasserstoffnetzausbaugebiet greift das '''Gebäudeenergiegesetz''' (GEG). Dann können in der Kommune nur noch Heizungen verbaut werden, die auf Basis von mindestens 65% erneuerbaren Energien funktionieren (v.a. Wärmepumpen). Das bedeutet: Tempo machen hilft. Je früher (also auch potenziell früher als 2026 oder 2028) die Entscheidung über die Ausweisung als Gebiet zum Neu- oder Ausbau eines Wärmenetzes erfolgt, desto früher haben Privatpersonen Planungssicherheit für den Einbau von erneuerbaren Heizungen (BMWK 2023). | ||
'''Erst mit einem gesondertem kommunalen Beschluss''' ganz am Ende des Prozesses der kommunalen Wärmeplanung zur gebäudescharfen Ausweisung als Gebiet zum Neu- oder Ausbau von Wärmenetzen oder als Wasserstoffnetzausbaugebiet greift das '''Gebäudeenergiegesetz''' (GEG). Dann können in der Kommune nur noch Heizungen verbaut werden, die auf Basis von mindestens 65% erneuerbaren Energien funktionieren (v.a. Wärmepumpen). Das bedeutet: Tempo machen hilft. Je früher (also auch potenziell früher als 2026 oder 2028) die Entscheidung über die Ausweisung als Gebiet zum Neu- oder Ausbau eines Wärmenetzes erfolgt, desto früher haben Privatpersonen Planungssicherheit für den Einbau von erneuerbaren Heizungen (BMWK 2023). | |||
== '''Die 7 Schritte der Wärmeplanung gemäß Wärmeplanungsgesetz''' == | == '''Die 7 Schritte der Wärmeplanung gemäß Wärmeplanungsgesetz''' == |
Version vom 8. Februar 2024, 16:05 Uhr
Eine gute Wärmeplanung für klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2035
Deutschland soll bis 2045 klimaneutral, daher gilt demnach auch für die Wärmeversorgung eine Klimaneutralität bis 2045. In der Wärmeversorgung gibt es zwei große Versorgungsarten: Die dezentrale Versorgung (typischerweise Öl-, Gasheizung oder Wärmepumpe zu Hause) oder die leitungsgebundene Versorgung, also Fernwärme. Beide Versorgungsarten müssen schnell klimaneutral werden. Mit der kommunalen Wärmeplanung entwickelt die Kommune einen Plan für die klimaneutrale Versorgung der leitungsgebunden Versorgung, also den Um- und Ausbau von Wärmenetzen hin zur Wärmeversorgung mit erneuerbarer Wärme. Derzeit werden im Schnitt 14 % der Wohnungen mit Wärme aus Wärmenetzen versorgt, Tendenz stark steigend: Die Bundesregierung plant eine Verdreifachung der Anschlüsse (BMWK 2023).
Die Wärmeplanung ist das wichtigste kommunale Instrument im Wärmebereich. Denn sie gibt die Richtung für den Aus- und Umbau der Wärmenetze vor.
Warum sind Wärmenetze überhaupt (in Zukunft) so wichtig?
|
Bis Juli 2026 (>100.000) bzw. Juli 2028 (<100.000) müssen alle Kommunen eine kommunale Wärmeplanung vorlegen. Kleine Kommunen unter 10.000 EW und Kommunen mit Teilräumen mit fehlender Eignung für Wärmenetze werden ein vereinfachtes Verfahren ermöglicht (darüber entscheiden die Länder). In einzelnen Bundesländern gelten andere (kürzere) Fristen und leicht veränderte Anforderungen, z.B. in Baden-Württemberg. Das Wärmeplanungsgesetz verpflichtet nun erstmal die Länder zur Erstellung einer Wärmeplanung, die werden die Pflicht dann an die Kommunen weitergeben.
Für den Weg hin zur klimaneutralen Wärme in 2045 gibt es laut Bund Zwischenziele für „Anteile Erneuerbarer Energien oder unvermeidbarer Abwärme in jedem Wärmenetz“: 30 Prozent bis 2030 und 80 Prozent bis 2040. Für neue Wärmenetze gilt ab dem 1. März 2025 ein Anteil von 65 Prozent (BMWK 2023).
Das Problem ist, dass der Bund mit seinen Zielen mindestens 10 Jahren zu spät dran ist, um ansatzweise den fairen deutschen Beitrag des Pariser Klimaschutzabkommen für die Einhaltung der 1,5 Grad Grenze zu leisten. Deshalb müssen wir die Wärmeplanung vor Ort beschleunigen, und bis spätestens 2035 klimaneutral werden.
Zu ambitionierten Zielen gehört der gesamte Wärmebereich. Also Wärmenetze und die privaten Heizungen. Dafür muss gelten:
|
Nicht nur die Geschwindigkeit steht im Fokus, auch inhaltlich brauchen wir höhere Ambitionen als das Bundesgesetz vorsieht. Dazu ist es hilfreich ein paar grundlegende Inhalte über Wärme und Wärmeversorgung zu kennen.
Für eine möglichst emissionsarme Wärmenetzversorgung sind besonders wichtig:
|
Erst mit einem gesondertem kommunalen Beschluss ganz am Ende des Prozesses der kommunalen Wärmeplanung zur gebäudescharfen Ausweisung als Gebiet zum Neu- oder Ausbau von Wärmenetzen oder als Wasserstoffnetzausbaugebiet greift das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Dann können in der Kommune nur noch Heizungen verbaut werden, die auf Basis von mindestens 65% erneuerbaren Energien funktionieren (v.a. Wärmepumpen). Das bedeutet: Tempo machen hilft. Je früher (also auch potenziell früher als 2026 oder 2028) die Entscheidung über die Ausweisung als Gebiet zum Neu- oder Ausbau eines Wärmenetzes erfolgt, desto früher haben Privatpersonen Planungssicherheit für den Einbau von erneuerbaren Heizungen (BMWK 2023).
Die 7 Schritte der Wärmeplanung gemäß Wärmeplanungsgesetz
Im Zentrum der Wärmeplanung liegt die Ausweisung von Wärmeversorgungsgebieten[JH5] . In diesen Gebieten wird aufgezeigt, welche jeweilige Wärmeversorgungsart sich besonders eignet und welche Art konkret realisiert werden könnte. Dazu wird laut Bundesgesetz ein 7-Schritte-Verfahren vorgegeben (s.u. Tabelle). Die Kommune sollte fortlaufend über den Prozess der Wärmeplanung informieren, mindestens zwei Mal sollten dabei die Pläne und Analysen zur Kommentierung und Ergänzung offen liegen (siehe innerhalb der sieben Schritte). Mehr zum Thema Akteuren und Kooperation [JH6] siehe unten.
|
Akteursbeteiligung und Kooperation
Die Wärmeplanung muss verbindlich werden durch die konkreten Umsetzungspläne und den Bau. Dafür braucht es Akteure, die die Pläne auch wirklich umsetzen. Die (potenziellen) Betreiber von örtlichen Wärmenetzen sowie Energieversorgungsnetzen und weitere (potenzielle) Akteure für Wärmeerzeugung (Abwärme, Industrie etc.) müssen von Beginn an gesucht werden und mit an den Planungstisch geholt werden. Ohne Umsetzer keine Wärmenetze und keine seriöse Planung in die Zukunft. Dazu können auch kreative Lösung beitragen, z.B. die Gründung einer Bürger:innen-Genossenschaft.
|