LocalZero:Leitfaden zur Klima-Allianz

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Klimaneutralität als Gesamtes, aber auch konkrete Projekte können nicht von einzelnen Akteur:innen allein gelöst werden. Dafür werden Menschen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Bildung und Industrie sowie aus der Zivilgesellschaft gebraucht.

Dieser Leitfaden soll lokale Klimaschutzinitiativen unterstützen, umsetzungsorientierte und handlungsfähige Netzwerke zu gestalten.

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Wir planen eine Workshopreihe, die euch beim Aufbau einer Allianz begeitet.


Übersicht LocalAllianzen, Stand 28.03.2024

Kurzbeschreibung

Klimaneutralität als Gesamtes, aber auch in einzelnen Handlungsfelder / Projekten / Aufgaben / Themenfelder, kann nicht von einzelnen Akteur:innen allein herbeigeführt werden.

Dieser Leitfaden soll helfen, Netzwerke der wichtigsten und passenden Akteur:innen für kommunale Maßnahmen im Klimaschutz – sog. Schlüsselakteur:innen – aufzubauen. Die Mitglieder des Netzwerks sollten eine Verbundenheit mit dem gemeinsamen Ziel und den Netzwerkpartner:innen (s. Allianz) haben oder entwickeln. Das Netzwerk sollte eine nachhaltige Funktionsfähigkeit im Sinne der thematischen Aufgaben gewährleisten. Inhaltlich trägt dazu ein gemeinsames Rollenverständnis der verschiedenen Akteur:innen als auch eine Vision über Handlungsmöglichkeiten und gemeinsamen Lösungen bei.

Ausgangspunkt für den Leitfaden ist die Annahme, dass Maßnahmen für den kommunalen Klimaschutz stets von einer Vielzahl von Akteur:innen umzusetzen sind. Einflussreiche Personen und Institutionen – die genannten Schlüsselakteur:innen – können dabei helfen, die angestrebten Maßnahmen zum Klimaschutz im gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umfeld anzustoßen, zu befeuern, zur Akzeptanz zu bringen und konsequent umzusetzen.

Der Leitfaden geht darauf ein

  • wie die einschlägigen Schlüsselakteure identifiziert und gewonnen werden
  • wie ein Netzwerk mit gegenseitiger und thematischer Verbundenheit geformt wird – die sog. Allianz (s. Definitionen)
  • und wie dieses Netzwerk nachhaltig zu organisieren und zu pflegen ist.
Modul LocalAllianzen
Voraussetzungen Es gibt Organisator:innen und Netzwerker:innen im Team, die gern aktiv auf ausgesuchte Personen zugehen und sich zutrauen ein Netzwerk ins Leben zu rufen und am Laufen zu halten
Ziel Kommunen dabei unterstützen, umsetzungsorientierte und handlungsfähige Klimanetzwerke zu gestalten
Effektivität Potenziell hoch bis sehr hoch, wenn Akteur:innen zielgerichtet ausgesucht werden

Indirekte Wirkung auf Treibhausgase-Bilanz

Methoden Identifikation relevante Akteur:innen, Formung des Netzwerks und nachhaltige Organisation und Pflege dieses Netzwerks
Aufwand für Team Hoch
  • Projektbeginn: Hoch
  • Projektlaufzeit: Moderat
  • Verstätigung: Niedrig
Projektlänge Schätzung 6 Monate zur Identifikation relevante Akteur:innen und der Formung des Netzwerks (ohne Verstetigung)
Ansprechpartner:in Ingo Stand 01.10.2023
Tools / Hilfen Leitfaden, auf Wunsch Workshop (Denkfabrik)

Für weitergehende Ausführungen wird aus dem Dokument heraus per Link auf externe Quellen verwiesen. Es handelt sich hier um ein „lebendes Dokument“, das im Zuge der Anwendung durch LocalZero-Teams und deren Erfahrungen ergänzt und angepasst werden soll.

Einführung

Hintergrund

Der vorliegende Praxis-Leitfaden basiert auf einer Initiative des GermanZero-Pioneer-Teams, das lokale Klimainitiativen auf ihrem Weg in die Klimaneutralität unterstützt. Die Klimaschutzorganisation GermanZero hat das Ziel, Deutschland bis 2035 klimaneutral zu machen. Darauf wirkt sie nicht nur mit LocalZero, dem Netzwerk für kommunale Klimaneutralität hin, sondern auch auf Bundesebene, zum Beispiel mit dem 1,5-Grad-Gesetzespaket, das alle juristischen Lösungen für den Weg zur Klimaneutralität enthält.

Der Leitfaden wurde ehrenamtlich im Rahmen einer Denkfabrik (Konzept des Pioneer-Teams) in drei Workshops erarbeitet von Mitgliedern aus dem Pioneer-Team und Aktiven aus Klimaschutzinitiativen von LocalZero.

Bei den theoretischen Grundlagen zum Thema Schlüsselakteure wurde von den Beteiligten auf den Leitfaden: “Schlüsselakteure bewegen kommunalen Klimaschutz” (Hrsg.) der Europa-Universität Flensburg zurückgegriffen. Dieser stellt eine fundierte theoretische Grundlage für das praktische Vorgehen dar.

Motivation: Was ist die typische Situation?

Aktuelle Herausforderungen und Probleme werden von Akteur:innen wie Unternehmen, Privatpersonen und zivilgesellschaftlichen Organisationen oder der kommunalen Verwaltung vielfach individuell und im Alleingang angegangen. Das kann dazu führen, dass kurzfristig zwar Löcher gestopft und schnell umsetzbare Lösungen installiert werden, langfristig jedoch Konflikte und Mehrkosten – entweder für die einzelnen Beteiligten oder für die Gesellschaft – entstehen. Wir möchten Ideen und Allianzen dafür gestalten, dass (langfristige) Ziele gemeinsam verfolgt werden. Dazu bedarf es beim Klimaschutz vor allem

  • der Einbindung der maßgeblich betroffene Anspruchsgruppen (Stakeholder) und Einzelakteur:innen,
  • einer Abkehr von Wettbewerbsgedanken und einzelwirtschaftlichem Denken,
  • einer Hinwendung zu umfassender Partizipation und gemeinsamem Handeln und
  • der Schaffung einer breiten Akzeptanz.

Für wen ist eine "Allianz der Schlüsselakteur:innen" sinnvoll?

Das Arbeiten mit Allianzen von Schlüsselakteuren bietet sich stets an, wenn...

  • ...das Potential in der Kommune gemeinsam mit allen Akteur:innen gebündelt und zielgerichtet ausgeschöpft werden soll.
  • ...neutrale, bzw. unentschlossene Akteur:innen relevant für die Umsetzung sind. Diese können durch eine “Allianz der Schlüsselakteur:innen" von der Sinnhaftigkeit überzeugt und als proaktive Mitstreiter:innen gewonnen werden.
  • ...Widerstände und Blockaden auftreten: die Umsetzung eines Ziels / Konzepts / etc. ist gefährdet, da es durch verschiedene Akteur:innen gestört / verlangsamt / nicht angegangen wird. Oft ist es aber der Fall, dass (gerade) diese Akteur:innen einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung leisten müssen. Um ins Handeln zu kommen, kann eine “Allianz der Schlüsselakteur:innen” unterstützend wirken, da alle Akteur:innen und deren Rollen angesprochen, einbezogen und gemeinsame Lösungswege gesucht werden.

Definitionen

"Schlüsselakteur:innen"

Unter Schlüsselakteur:innen werden im Folgenden Personen und Institutionen verstanden, die durch ihr Wissen oder ihren Einfluss, Vorhaben beeinflussen oder als Multiplikator:innen fungieren können; also solche, denen maßgebliche/bedeutende Rollen bei der Umsetzung von Maßnahmen im kommunalen Klimaschutz zukommen.


Diese Maßnahmen können

  • einerseits sehr komplex in der Installation eines Klimaschutzaktionsplans für die gesamte Kommune oder
  • in der Umsetzung von Einzelmaßnahmen zum Erreichen der Klimaneutralität (z. B. Informationskampagnen, Maßnahmen im Zuge der klimaneutralen Mobilität oder zur Umsetzung von passiven Wärmeschutzmaßnahmen)

bestehen.


Kennzeichnende Merkmale von Schlüsselakteur:innen können sein:

  • Sie repräsentieren Teile der lokalen/regionalen Gesellschaft: Verwaltung, Politik, Unternehmen/Wirtschaft, Wissenschaft/Bildung und Zivilgesellschaft.
  • Sie besitzen einschlägiges Fachwissen, materielle und / oder soziale Einflussmöglichkeiten und sehr gute Reputation im kommunalen Umfeld.
  • Sie sollten selbst über ein breites Netzwerk in der Kommune (und darüber hinaus) und über eine gute Vernetzungsfähigkeit verfügen.
  • Sie haben eine hohe Wirksamkeit als Initiator:innen, Promotor:innen, Multiplikator:innen und / oder Konfliktlöser:innen.
  • Sie zeigen ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für lokale Belange.
  • Sie sind - bestenfalls - namhafte/herausgehobene/ungezeichnete Unterstützer:innen des (lokalen) Klimaschutzes.
  • Sie werden als „Agenten des Wandels“ im Sinne der sozialen Transformation wahrgenommen.
  • Sie haben eine hohe intrinsische Motivation zur Beteiligung an den betreffenden Maßnahmen.
  • Sie haben das Potenzial, als Leuchttürme, Modelle bzw. Early-Adopters (frühzeitige Anwender:innen) für Prozesse und Maßnahmen zu wirken.

"Netzwerke"

Der Begriff Netzwerk beschreibt Beziehungen zwischen mehreren Personen als wechselseitiges Interaktionsgeflecht. Das soziale Netzwerk eines Akteurs ist gemäß Definition seine soziale Interaktion zu Einzelnen. Daher hat es direkt keine Ziele. Netzwerke werden instrumentell genutzt.

Die Qualität einer Beziehung - entsprechend den Beziehungen im Netzwerk - resultiert aus:

  • dem Zeitumfang, den zwei Personen miteinander verbringen,
  • der Ausprägung (Stärke) gemeinsamer Interessen,
  • der gegenseitigen Vertrautheit und
  • den Leistungen, die die Personen miteinander austauschen (etwa Informationen oder Gefallen). [1]

Ein soziales Netzwerk in der Betriebswirtschaftslehre ist eine gezielte, gewollt lose Form der Organisiertheit in Form von zielbezogenen Organisationen, informellen Zusammenschlüssen und Verbänden oder einzelner Menschen, die durch das Netzwerk einen Vorteil erfahren oder sich erhoffen. [2]

Anwendung

Für Projekte und Maßnahmen im Klimaschutz haben Netzwerke die Funktion

  • Synergien durch Zusammenarbeit, schnelle und unkomplizierte Kommunikation und Information, gegenseitige Unterstützung im Sinne eines gemeinsamen Ziels zu schaffen,
  • Wissen und Erfahrungen zu bündeln und die Reichweite von Aktionen zu vergrößern,
  • das Potenzial für die Erweiterung des Kreises der Akteur:innen zu bieten und
  • die Interessen der beteiligten Anspruchsgruppen bei Maßnahmen und Prozessen im Auge zu behalten.

"Allianz"

Eine Allianz wird hier als Bündnis verstanden, also ein geregelter Zusammenschluss von nicht zwingend formell gleichberechtigten Partnern zur Erreichung eines bestimmten gemeinsamen Ziels. Der Begriff Allianz betont gegenüber dem Netzwerk den Gedanken einer Gemeinschaft, die sich zur Verfolgung eines gemeinsamen Ziels zusammenfindet.

Der Begriff konkretisiert im vorliegenden Dokument das einfache soziale Netzwerk durch eine höhere Verbindlichkeit und Regeln, die z. B. schriftlich festgehalten werden können.

Zu verstehen ist der Begriff hier im weiteren Sinne als strategische Allianz, in der die Partner:innen mit ihren unterschiedlichen Kenntnissen und Fähigkeiten – möglichst abgestimmt - zum gemeinsamen Ziel beitragen.

Um Synergieeffekte bestmöglich nutzen zu können, sollten sich die Partner:innen der Allianz kennen und sich ihrer Rollen bewusst sein.

Allianzen von Schlüsselakteur:innen können im Rahmen des Transformationsprozesses Aufgaben und Maßnahmen auf unterschiedlichen Komplexitätsebenen unterstützen. Im komplexesten Fall wird eine Allianz der Schlüsselakteur:innen für die Erarbeitung des Klimaaktionsplanes für die gesamte Kommune einbezogen.

Beispiel „Kommunaler Klimaaktionsplan In einigen Städten wird bei der Entwicklung des kommunalen Klimaschutz-/aktionsplanes damit begonnen, die wichtigsten Akteur:innen (Schlüsselakteur:innen) bereits in der Phase der Ideensammlung einzubinden. Als Schlüsselakteur:innen können hierbei Fachexpert:innen für Fragen des Klimaschutzes, einflussreiche und maßgebliche Wirtschaftsvertreter:innen (z. B. Industrie- und  Handelskammern, Handwerkskammern), Vertreter einflussreicher lokaler Klimaschutzorganisationen und -Initiativen, Vertreter der Wissenschaft (z. B. der lokalen Hochschulen), charismatische Personen aus dem öffentlichen Leben sowie kommunale Verwaltungsbereiche akquiriert werden.

Durch die Zusammenarbeit und ein gemeinsames Commitment kann mit diesem Kreis eine Allianz entstehen, die es sich zur gemeinsamen Aufgabe macht, den Prozess zur Erstellung des Klimaschutzplanes mit ihrer Expertise, ihren Fähigkeiten, ihren individuellen Netzwerken und ihren Ressourcen zu fördern.


Der Kreis der Schlüsselakteur:innen bzw. die Allianz für Einzelmaßnahmen oder Themengebiete im kommunalen Klimaschutz orientiert sich spezifischer am betreffenden Themengebiet.

Beispiel „Kommunale Wärmeplanung” Hier können Vertreter:innen aus dem lokalen Gewerbe und den Gewerken, Energieberater:innen, Architekten und Baufachexperten, Stadtwerke, Bürgerenergieinitiativen, Vertreter:innen von Energietischen, von Mietervereinen und Haus- und Grundstückseignern sowie von Immobilienfirmen und von Finanz- und Kreditinstituten in eine entsprechende Allianz eingebunden werden.

Die für den jeweiligen Fall geeigneten Schlüsselakteur:innen sind durch geeignete Prozesse wie im Folgenden beschrieben zu identifizieren.

Identifikation geeigneter Schlüsselakteur:innen

Im Abschnitt "Definitionen" ist beschrieben, welche Merkmale Schlüsselakteur:innen charakterisieren. Um eine fachliche spezifische Allianz von Schlüsselakteur:innen zu finden, ist zunächst das jeweils zu verfolgende Ziel im Detail zu betrachten, um zu wissen, welche Expertisen, welche Ressourcen und welche Beteiligungen dafür benötigt werden bzw. sinnvoll sind.

Durch Nutzung von persönlichen Kontakten und Netzwerken, eine Recherche von (z.B. vergangener Aktionen im Klimaschutz) einschlägigen Personen, Initiativen und Institutionen kann nach und nach der Kreis der Akteur:innen erweitert werden. Eine weitere Hilfe auf der Suche kann durch die Erweiterung des Blickwinkels (s. Punkt 4 unten) und Betrachtung von Rahmenbedingungen und Anspruchsgruppen erreicht werden.

Hieraus ergibt sich eine umfangreiche Liste von Akteur:innen, die an den Maßnahmen und Prozessen beteiligt sind oder sein können.

Informationen sammeln

Ziel ist es hier sich einen groben Überblick über verfügbare und relevante Akteur:innen zu verschaffen und Informationen über diese zu sammeln, z.B. durch

  • Internetrecherche zu Stadt, Verwaltung, Industrie und Wissenschaft in der Kommune
  • Recherche in der (lokale) Presse
  • Suche nach bestehenden Netzwerken
  • Best Practices aus anderen Kommunen recherchieren In der Praxis kann dieser Schritt im Rahmen von Workshops u. a. unter Anwendung von Kreativitätsmethoden ablaufen.

Persönlichen Kontakt und Gespräche suchen

Im nächsten Schritt gilt es erste Kontakte zu knüpfen und Gespräche zu führen, dabei können Gesprächstechniken wie das Organizing-Gespräch und Informationen aus vorangegangenen Gesprächen hilfreich sein. Deswegen ist es ratsam mit einfach zu überzeugenden Akteur:innen zu beginnen, wie z.B. bestehende Klimaschutzinitiativen, kleineren Parteien und Parteien, die sich bereits für Klimaschutz einsetzen, etc.

Je nach Ziel sollten Akteur:innen aus den folgenden Gruppen kontaktiert werden:

  • Andere Initiativen - hauptsächlich zum Erfahrungsaustausch und Vernetzen (z.B. Klimaschutzinitiativen, Radentscheide, aber auch Vereine)
  • Kommunalverwaltung und Politik
    • Über die oben genannten Netzwerke
    • An gesonderten Vorbereitungstreffen mit einzelnen Fraktionenvertreter:innen/ Ratsvertreter:innen teilnehmen
    • An Bürger:innenfragerunden in öffentlichen Ausschüssen teilnehmen
    • Mit stark im Klimaschutz engagierten Politiker:innen sprechen - sie wissen wer mit mehr vernetzt ist
  • Lokale Wirtschaft und Verbände
  • Wissenschaftliche Einrichtungen
  • Bildungseinrichtungen
  • (Über die Kontakte weitere Akteur:innen identifizieren)

Blickwinkel weiten

Als nächsten sollte man den Blickwinkel weiten, indem man recherchiert ob sich weitere einzubeziehende Institutionen und Personen als Akteur:innen ergeben durch die Analyse/Betrachtung von folgenden Punkten:

Identifikation geeigneter Schlüsselaktuer:innen (Beispiele)
  • Rechtliche, institutionelle und organisatorische Rahmenbedingungen (z.B. Landes- und/oder Bundesgesetze, ...)
  • “Üblicher” gesellschaftlichen Anspruchsgruppen:
    • Politiker:innen (Kommunale und Landespolitik)
    • Entscheidungsträger:innen Kommunalverwaltung
    • Klimaschutzmanager:innen
    • Entscheidungsträger:innen kommunale / regionale Unternehmen
    • Vertreter:innen Verbände / Kammern / Innungen
    • Repräsentation Kirche, Soziales, Kultur, Stiftungen
    • Repräsentation Bürger- und/oder Stadtteilforen
    • Repräsentation Schulen, Hochschulen, Erwachsenenbildung
    • Initiativen (z. B. Vereine)
    • Beratungsmöglichkeiten (Klimaschutzagenturen, …)
    • Medien (Social Media, Zeitungen, Rundfunk/Fernsehen etc.)
    • Weitere Institutionen der Zivilgesellschaft


Kreis der Akteur:innen eingrenzen auf die Schlüsselakteur:innen

Identifikation der Rollen der Akteur:innen (Beispiel Wärmewende)

Eine wichtige Aufgabe besteht nun darin, aus dem Kreis aller identifizierten Akteur:innen diejenigen auszuwählen, die als Schlüsselakteur:innen in Betracht kommen.

Für diesen Auswahlprozess ist es wichtig, dass nicht allen zuvor identifizierten Akteur:innen bereits eine Beteiligung in der Allianz der Schlüsselakteur:innen in Aussicht gestellt oder versprochen wird. Denn durch Beteiligung aller Akteur:innen könnte die Allianz zu groß, träge und zu unverbindlich werden.

Der Prozess bzw. die Gespräche im Laufe der oben genannten Schritte sollten deshalb zunächst ablaufen, ohne Verbindlichkeiten zur Einbindung in eine zukünftige Allianz einzugehen.

Im nächsten Schritt ist also die Auswahl der Schlüsselakteur:innen entsprechend der Relevanz der Merkmale für Schlüsselakteur:innen zu treffen; dabei sollten die wichtigsten Bereiche für Maßnahme und Ziele durch entsprechende Akteur:innen vertreten sein.

Konkrete Schritte zur Identifikation sind:

  • Feststellen, welche Rollen, Aufgaben und Kompetenzen die ermittelten Akteur:innen in Bezug auf das genannte Vorhaben haben.
  • Prüfen, ob die ermittelten Akteur:innen zu der betreffenden Maßnahme /zum entsprechenden Thema einen maßgeblichen Einfluss haben; z. B. mittels Einflussanalysen, Potentialanalysen und/oder Anspruchsgruppenanalysen (Stakeholderanalysen).


Schmieden der Allianz

Das Schmieden der Allianz besteht aus zwei wesentlichen Schritten: der Kontaktaufnahme zu den Schlüsselakteur:innen und der Auftaktveranstaltung mit allen relevanten Schlüsselakteur:innen

Ansprache und Kontaktaufnahme

Orte der Kontaktaufnahme

  • Direkte Ansprache von Akteur:innen und Multiplikator:innen
  • Öffentliche Treffen / Events zur (persönlichen) Kontaktaufnahme besuchen und dort das eigene Thema platzieren
  • Selber öffentliche Veranstaltungen (ggf. mit Expert:innen) anbieten
  • Presse- und Social Media Arbeit zur Akquise, Bekanntmachung und Kommunikation

Methoden zur Kontaktaufnahme

  • Kurzbeschreibung des Vorhabens / Elevator Pitch (kurze Präsentation) zur schnellen Kommunikation des Vorhabens in kurzer Zeit
  • Organizing Gesprächsmethode
  • Bestehende Kontakte und Netzwerke nutzen, dabei von einfach zu überzeugenden Personen zu schwieriger zu überzeugenden gehen und die Personen selber aktivieren, das Netzwerk zu erweitern

Auftaktveranstaltung - Allianz gemeinsam definieren

Rahmenbedingungen

Für eine gemeinsame Allianz braucht es:

  • eine Zieldefinition - Ein gemeinsames Ziel (gemeinsames Commitment) möglichst schriftlich festgehalten
  • eine Rollendefinitionen - Das Wissen/Bewusstsein der eigenen Rolle in der Allianz und die gegenseitige Kenntnis der Rollen der Allianzpartner:innen
  • die Herstellung von gegenseitigem Vertrauen
    • Safer Space Konzepte (vertrauensvollen Raum) schaffen
    • Bedürfnisse der Teilnehmenden beachten
    • Code of Conduct – Verhaltensregeln festlegen (z.B. Kommunikationsregeln zur Presse, gewaltfreie Kommunikation, Protokollierung und Moderation festlegen, Gesprächsanteile festlegen)
  • das Bewusstsein, dass die Stärke in der Gemeinschaft liegt („Gemeinsam sind wir mehr als die Summe unserer Partner:innen“)

Grober Ablauf einer Auftaktveranstaltung

  • Einleitung und Framing
    • Vorstellung der Allianz der Schlüsselakteur:innen durch die Initiator:innen des Netzwerks
    • Win-Win-Situationen für alle Akteur:innen schaffen (Die Frage beantworten, warum die Zusammenarbeit zum Thema wichtig ist.)
  • Kurze Motivationsvorträge von Expert:innen zum Thema
  • Gemeinsame Ziele und Themen definieren
  • Rollen in der Allianz definieren und gemeinsames Commitment
  • Raum für individuelle Vorstellung durch die Akteur:innen schaffen (Rolle als Akteur:in in der Stadt, (persönliche) Motivation, etc.)
  • Gemeinsames Handeln und weiteres Vorgehen definieren
    • Häufigkeit der Treffen
    • Kommunikation zwischen den Treffen
    • Messenger, Email-Verteiler, …
    • Zeitplan / Milestones / Konkrete Projekte und Aktionen  

Methoden - Konferenz- und Moderationskonzepte

Pflege und nachhaltige Aufrechterhaltung der Allianz

Im Sinne der jeweiligen gemeinsamen Aufgabe – also entweder der Erstellung eines Gesamt-Klimaschutzplanes oder bei der Implementierung von Einzelmaßnahmen – ist die Allianz bzw. das Netzwerk der Schlüsselakteur:innen bis zum Erreichen des jeweiligen Ziels so zu erhalten und zu pflegen, dass sie einen optimalen Beitrag leisten kann.

Notwendige Voraussetzungen dafür sind: eine zweckmäßige Netzwerkstruktur und -organisation, ein gemeinsames Verständnis, eine hohe Motivation zur Beteiligung und Verantwortungsübernahme sowie eine vertrauensvolle und transparente Kommunikation bzw. gegenseitige Information.

Ein Teil dieser Voraussetzungen wird bereits in der Installation der Allianz (siehe Kapitel 5) angelegt. Allerdings sind einige der genannten Prozesse kontinuierlich zu reflektieren und zu wiederholen, um sie dem laufenden Arbeiten anzupassen.

Nachdem die Allianz wie oben beschrieben formal ins Leben gerufen wurde, ist innerhalb der Gruppe der Schlüsselakteur:innen Klarheit und Einigkeit über die Ziele bzw. das gemeinsame Ziel anzustreben.

Für die Einbindung der Allianz der Schlüsselakteur:innen in den kommunalen Klimaschutz sind geeignete Formen der Information, Kommunikation sowie der Abstimmung und Zusammenarbeit zu finden und einzurichten.

Zu berücksichtigen sind dabei die individuellen Voraussetzungen der Beteiligten in Hinblick auf Verfügbarkeit und Interessen.

Die folgenden Vorschläge zur Gestaltung der Mit- und Zusammenarbeit der Allianz erfordern ein entsprechendes Forum für die Abstimmung. Idealerweise werden diese Prozesse extern oder von einem Mitglied der Allianz moderiert. Es bieten sich dazu Workshops an, die sich unterschiedlicher Kommunikations- bzw. Kreativitätsmethoden bedienen können (Anmerkung: Einen guten Überblick über solche Methoden liefert u. a. der Wikipedia Artikel - Kreativitätstechniken).

Klare und gemeinsame Zieldefinition festlegen und regelmäßig überprüfen

  • Gemeinsame Vervollständigung der Zieldefinition, falls nicht schon in Schritt 5 geschehen
  • Das Wording / die Formulierung so wählen, dass sich möglichst viele angesprochen und mitgenommen fühlen - das Ziel einfach und für jede:n verständlich formulieren
  • Die Zieldefinition sowie weitere Absprachen und werden schriftlich festgehalten
  • Sicherstellen, dass der Fokus auf dem Ergebnis / Outcome der Allianz liegt

Auf Grundlage des gemeinsam formulierten und abgestimmten Zieles (bzw. Zielkatalogs) ist der Beitrag der Allianz zum Erreichen des Ziels zu konkretisieren und die Organisation der Zusammenarbeit oder Zuarbeit (ggfs. der Einzelakteure) abzustimmen. Ein Ziel sollte darin bestehen, eine hohe Wirksamkeit in den gemeinsamen Anstrengungen zu erzielen.

Potenzial abhängig von den jeweiligen Anforderungen im Arbeitsprozess (erneut) analysieren

  • (Vorhandene) Hebel, Ressourcen und Kapazitäten definieren
  • Wer hat welches Fachwissen? Wer hat welche Soft-Skills? Wie kann dies zur Zielerreichung genutzt werden?
  • Transparenz über die Netzwerkpartner:innen; die beteiligten Schlüsselakteur:innen kennen sich gegenseitig mit ihren Rollen, Potentialen und Interessen (z.B. durch Profilkarten der Netzwerkpartner: Name, Interesse, Rolle und potentieller Beitrag)

Auf Grundlage der verfügbaren Potenziale und Ressourcen werden im laufenden Prozess die Aufgaben der Allianz erneut/wiederholt identifiziert und geplant.

Aufgaben planen

  • Erreichbare und realistische Zwischenziele beschließen (im Rahmen der roten Linien und des Nordsterns)
  • Prioritäten setzen
  • Aufgaben eindeutig verteilen
  • Status der Aufgaben sichtbar/transparent machen, z.B. durch Kanban Board

Zur Erfüllung der Aufgaben sollte der jeweils passende Organisationsrahmen vereinbart werden.

Organisation planen

  • Treffen werden protokolliert / Ergebnisse und gemeinsame Beschlüsse werden festgehalten
  • Auch nach außen werden Ziele, Vorgehensweisen und Werte der Allianz sichtbar gemacht
  • Individuelle- und Gruppen-Verantwortlichkeiten festlegen (u. a. Moderation, Time-keeping, Protokollierung)
  • Wie läuft die Kommunikation vor, nach und zwischen den Treffen? (Kanäle, Erreichbarkeit, Häufigkeit, …)
  • Wie werden Entscheidungen in der Allianz getroffen? Sind Abstimmungsregeln vereinbart? (z. B. Konsensierung durch Acceptify)
  • Passende regelmäßige und langfristige Veranstaltungen vorsehen oder einbinden
    • Informationsveranstaltungen mit Expert:innen
    • Runde Tische
    • Arbeitskreise
    • Workshopreihe
    • Bürgerrat / Klima-Beirat etablieren
    • Falls Hochschule vorhanden: Seminarreihe anbieten

Innerhalb der Arbeitsorganisation ist der Gestaltung der gemeinsamen Meetings eine herausgehobene Bedeutung zu.

Struktur und Organisation von Treffen

  • Kompetente Moderation sicherstellen
    • (Stichworte: Externe oder abwechselnde Moderation, Moderieren durch Fragen, bewertende Moderation vermeiden)
    • siehe u.a.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kreativit%C3%A4tstechniken, https://liberatingstructures.de/liberating-structures-menue/
  • Agenda vorbereiten
    • (Stichworte/Gedanken: Darf von allen Akteuren mitgestaltet werden; TOPs stehen vor dem Treffen für alle zur Verfügung)
  • Ergebnissicherung
    • (u. a.: Kanban oder Scrum-Board zur Aufgabenverteilung; (Abwechselnd) Protokoll führen; Relevante Ergebnisse und Absprachen transparent nach Außen kommunizieren)
  • Häufigkeit und Länge der Treffen: mit Beteiligten abstimmen
    • (Aspekte: eher kürzere und häufigere regelmäßige Treffen, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben (Beispiel: 1h pro Woche ist meistens besser als 3h alle 3 Wochen); Abwechslung und Expertise in die Treffen bringen, z. B. durch Workshops zu bestimmten Themen)
  • Gezielte Wahl der Gruppengröße für Treffen
    • (Aspekte: Zu klein? Neue Mitglieder akquirieren; Zu groß? In angemessene dauerhafte oder spontane Untergruppen teilen; Kleingruppen: 3 bis maximal 9 Personen, ideal für Arbeitsfähigkeit kann z. B. sein: 4-5)
  • Regeln für den Umgang vereinbaren
    • (z. B. Gemeinsame Regeln und Umgangsweisen formulieren und transparent machen, Diskussions- und Gesprächskultur, Diskussionen strukturieren, Kommunikationsregeln vereinbaren, aktiv auf Redezeiten und ähnliche Beteiligung aller Akteure achten (z.B. reihum jeder 2 Minuten und Timebox für Diskussion); Wertschätzende und gewaltfreie Kommunikation; ggfs. Konfliktlösungsmethoden hinzuziehen (weiterführend: Wikipedia - Konfliktmanagement)
  • Persönliche Merkmale und Verhaltensweisen berücksichtigen

Um Beteiligung und Engagement der Mitglieder der Allianz kontinuierlich aufrecht zu erhalten, sind Motivationselemente und die Arbeitsumgebung den Bedürfnissen entsprechend zu gestalten.

Arbeitsumgebung gestalten

  • Akteur:innen fordern, aber nicht überfordern
  • Freiwilligkeit und Mehrwert betonen
  • Zwischenziele definieren
  • Prioritäten setzen
  • Netzwerklandkarte zur Übersicht mit Akteur:innen anlegen
  • Ansprechpartner:innen und Gruppenleiter:innen festlegen
  • Ansprechpartner:innen auch für persönliche Bedarfe, Feedback, Wünsche, Probleme (in der Gruppe, mit Einzelnen)

Die Motivation von Arbeitsgruppen – wie der Allianz der Schlüsselakteure – ergibt sich vielfach nicht aus extern gesetzten Anreizen. Es lohnt sich, die intrinsische Motivation der Beteiligten zu kennen und bei der Gestaltung der Treffen und der Aufgaben zu berücksichtigen.

Motivation fördern

  • Sichtbaren Output generieren
  • Flexibilität beibehalten und auf veränderte Situationen gemeinsam reagieren
  • Reflexion von Wirksamkeit: Haben wir die selbst gesteckten Ziele erreicht?
  • (Anonyme) Zufriedenheitsabfragen, damit langfristig bedürfnisorientiert gearbeitet werden kann und kein Akteur übergangen wird
  • Reflexion von (Miss)Erfolgen
  • Treffen und Aufgaben transparent vermitteln und abstimmen
  • individuelle Akzeptanz erfragen
  • Konkreten Mehrwert für jede:n Einzelne:n zeigen
  • Ziel des Netzwerks: eine sichtbare Erleichterung für alle Akteur:innen
  • Gruppenidentität schaffen
  • Wohlfühlraum und Vertrauen schaffen
  • Gemeinschaftsgefühl stärken / Geselligkeit fördern
    • Gemeinsames Essen: jede:r bringt was mit → stärkt Gruppengefühl und Teilhabe
    • Gemeinsam (Erfolge) feiern
    • Events und Aktionen veranstalten (sowohl intern als Allianz als auch mit dem Umfeld)

Die bewusste Wahrnehmung, Bekanntgabe und Wertschätzung von erreichten Zielen und Zwischenzielen dient als Antrieb für das gemeinsame Arbeiten.

Reflexion und Ergebnis darstellen

  • Regelmäßige Feedbackschleifen einbauen
    • Gruppendynamik analysieren
    • Akteure direkt (anonym) befragen
    • Monitoring des Zeitplans, Milestones
    • Moderierte Retrospektiven
    • Intervision anbieten
  • Erfolge sichtbar machen - auch nach Außen
  • Eigene Erfolge und deren Mehrwert für die Organisation sichtbar machen → Selbstwirksamkeit

Die Pflege der Allianz sollte den Beteiligten eine gewisse Regelmäßigkeit von Treffen und Veranstaltungen bieten, damit der Kontakt aufrechterhalten werden kann. Auch sollten Aufgaben so gesetzt werden, dass die Mitglieder der Allianz das Forum (die Allianz) nicht aus den Augen verlieren. Dazu eignen sich Social Media, Foren, Newsfeeds, regelmäßige Fortschrittsberichte.

Als ergänzende Anreize können sich Aktivitäten außerhalb des eigentlichen Arbeitsprozesses wie gemeinsame Exkursionen, gemeinsame Essen oder ähnliche Veranstaltungen anbieten.

Anwendung des Leitfadens

Dieser Leitfaden wurde unter Zuhilfenahme der Webseite „Schluesselakteure.de“ sowie persönlicher Erfahrungen von Mitarbeitenden in Klimaschutzinitiativen erstellt.

Er liegt als bislang nicht validierter Entwurf vor. Der Leitfaden wird einem Praxistest unterzogen, um anschließend mit den dabei gewonnenen Erfahrungen ergänzt zu werden und dann entsprechend als validierter Leitfaden allen interessierten Klimaschutz-Initiativen als pdf-Dokument und im LocalZero-Wiki zur Verfügung gestellt. Als Validierung wird hier der Prozess der Freigabe nach Prüfung durch das Pioneer-Team von GermanZero verstanden.

Der Leitfaden wird außerdem dem Team von Schluesselakteure.de zur gemeinsamen Diskussion und zur Nutzung zur Verfügung gestellt.

Die Inhalte sind frei verfügbar. Bei Verwendung der Inhalte ist eine Nennung der Quelle (GermanZero-Wiki) obligatorisch.

Autor:innen & Lizenz

Autor:innen

Karla Bauszus, Lisa Pinkowski, Matthias Boehmer, Michael Bischoff, Ingo Felscher

Lizenz

CC BY-NC-SA 4.0

Dieses Werk "Leitfaden LocalAllianzen" ist lizenziert unter der Creative Commons Lizenz

Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International.

Lizenzvertrag: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/legalcode.de

Kurzfassung: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

  1. Unter Verwendung von: https://de.wikipedia.org/wiki/Soziales_Netzwerk_(Soziologie), zugegriffen am 19.08.2023
  2. Wörtlich aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Soziales_Netzwerk_(Betriebswirtschaftslehre) , zugegriffen am 19.08.2023